Der kürzlich unterzeichnete EU AI Act markiert einen bedeutenden Meilenstein in der Regulierung künstlicher Intelligenz (KI) und unterstreicht das Bestreben der Europäischen Union, eine führende Rolle in der globalen Debatte über die ethische Nutzung und Entwicklung von KI-Technologien einzunehmen. Doch worum geht’s in dem neuen Gesetz eigentlich genau? Alles dazu hier!

Was ist der EU AI Act?

Der EU AI Act (auf Deutsch: europäisches KI-Gesetz) ist ein umfassendes Regelwerk, das darauf abzielt, den Einsatz von KI-Systemen innerhalb der Europäischen Union zu steuern. Es ist das erste seiner Art weltweit und zielt darauf ab, einen Gleichgewichtspunkt zwischen der Förderung von Innovationen und der Gewährleistung des Schutzes der Grundrechte und Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu finden. Der Akt legt verbindliche Anforderungen für KI-Systeme fest, um Risiken zu minimieren und Vertrauen in die Technologie zu schaffen.

Quelle: stock.adobe. com – TheWaterMeloonProjec (KI-generiert)

Warum braucht es überhaupt Regeln für KI?

Regeln für Künstliche Intelligenz (KI) sind von entscheidender Bedeutung, um die Entwicklung und den Einsatz von KI-Technologien sicher und ethisch zu gestalten. Eine unkontrollierte KI-Entwicklung hätte nämlich in zahlreichen Lebensbereichen massive Auswirkungen. Hier sind einige Gründe, warum solche Regeln notwendig sind:

Verlust von Arbeitsplätzen durch KI-Automatisierung:
Die zunehmende Automatisierung bestimmter Jobs in Branchen wie Marketing, Fertigung und Gesundheitswesen kann zu Arbeitsplatzverlusten führen.

Deepfakes:
KI-generierte gefälschte Medien, die echte Personen in manipulierten Videos oder Audiodateien zeigen, können zu Desinformation und Rufschädigung führen.

Verletzung der Privatsphäre:
KI-Systeme können große Mengen persönlicher Daten ohne ausdrückliche Zustimmung sammeln und analysieren.

Algorithmische Voreingenommenheit: KI-Modelle können aufgrund schlechter Daten ungewollte Vorurteile (Bias) aufweisen, die zu diskriminierenden Entscheidungen führen.

Sozioökonomische Ungleichheit: KI kann bestehende Ungleichheiten verstärken, indem sie bestimmte Gruppen benachteiligt oder bevorzugt.

Marktvolatilität: KI kann die Finanzmärkte beeinflussen und zu unvorhersehbaren Schwankungen führen.

Automatisierung von Waffen: Autonome Waffensysteme, die ohne menschliche Aufsicht operieren, sind eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit.

Unkontrollierte selbstbewusste KI: Die Möglichkeit, dass KI-Systeme ein Bewusstsein entwickeln und sich gegen ihre Schöpfer wenden, ist ein langfristiges Risiko.

Vermeidung von Risiken: KI kann potenziell gefährlich sein, insbesondere wenn sie in kritischen Bereichen wie Gesundheitswesen, Verkehr oder Sicherheit eingesetzt wird. Regeln helfen, Risiken zu minimieren und unerwünschte Folgen zu verhindern.

Schutz der Grundrechte: KI-Systeme können die Privatsphäre, die Meinungsfreiheit und andere Grundrechte beeinträchtigen. Regeln sollen sicherstellen, dass KI-Technologien diese Rechte respektieren.

Transparenz und Rechenschaftspflicht: Regeln erfordern, dass KI-Entwickler und -Anwender transparent über die Funktionsweise von KI-Systemen sind. Dies ermöglicht eine bessere Überprüfung und Verantwortlichkeit.

Fairness und Diskriminierung: KI kann unbewusste Vorurteile und Diskriminierung verstärken. Regeln sollen sicherstellen, dass KI-Systeme fair und gleichberechtigt sind.

Insgesamt sind Regeln für KI unerlässlich, um die positive Entwicklung von KI zu fördern und gleichzeitig potenzielle Risiken zu minimieren.

Die 4 Level von Risiken bei künstlicher Intelligenz

Die EU hat den ersten rechtlichen Rahmen für Künstliche Intelligenz (KI) vorgeschlagen, der die Risiken von KI adressiert und Europa in eine führende Rolle auf globaler Ebene positioniert. Dieser Rahmen definiert vier Ebenen von Risiken bei KI-Anwendungen: unannehmbares Risiko, hohes Risiko, begrenztes Risiko und minimales Risiko.

Diese Kategorisierung bestimmt den Umfang der regulatorischen Anforderungen, die auf ein bestimmtes KI-System angewendet werden.

EU KI
Quelle: https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/policies/regulatory-framework-ai

Unakzeptables Risiko:
KI-Systeme, die eine klare Bedrohung für die Sicherheit, das Lebensunterhalt und die Rechte von Menschen darstellen, werden verboten. Beispiele sind soziale Bewertungssysteme durch Regierungen oder Spielzeug mit Sprachassistenten, die gefährliches Verhalten fördern.

Hohes Risiko:
Für KI-Systeme, die in kritischen Bereichen wie Gesundheitswesen, Polizeiwesen, Verkehr und Justiz eingesetzt werden, gelten strenge Anforderungen. Dazu gehören unter anderem Transparenzpflichten, hohe Anforderungen an die Datenqualität und die Notwendigkeit, eine Risikobewertung durchzuführen.

Begrenztes Risiko:
KI-Anwendungen mit geringerem Risiko, wie Chatbots, müssen Nutzerinnen und Nutzer darüber informieren, dass sie mit einer KI interagieren. Dies soll Transparenz gewährleisten und Nutzern ermöglichen, informierte Entscheidungen zu treffen.

Minimales Risiko:
Die überwiegende Mehrheit der KI-Anwendungen fällt in diese Kategorie. Dies umfasst Anwendungen wie AI-fähige Videospiele oder Spamfilter, die als geringes Risiko gelten und weniger strengen Regeln unterliegen.

Welche Auswirkung hat das EU-KI-Gesetzt?

Der EU AI Act hat weitreichende Auswirkungen für alle Akteure im KI-Bereich, von Start-ups bis hin zu großen Technologieunternehmen. Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln oder einsetzen, müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den neuen Anforderungen entsprechen. Dies könnte zusätzliche Investitionen in Compliance, Datenschutz und Sicherheit bedeuten.

Für Entwickler bedeutet der Act, dass Ethik und verantwortungsvoller Umgang mit KI von Anfang an in den Entwicklungsprozess integriert werden müssen. Dies fördert nicht nur das Vertrauen der Nutzer in KI-Technologien, sondern kann auch als Wettbewerbsvorteil dienen.

Gesellschaftlich gesehen setzt der EU AI Act einen globalen Standard und könnte andere Länder inspirieren, ähnliche Regulierungen zu verabschieden. Er betont die Notwendigkeit eines ausgewogenen Ansatzes, der sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen Auswirkungen von KI berücksichtigt.

Wie geht’s jetzt weiter?

Bereits am 9. Dezember 2023 haben das EU-Parlament und der EU-Rat eine vorläufige Einigung über das AI-Gesetz erzielt. Am 2. Februar 2024 haben sämtliche EU-Mitgliedsstaaten den AI Act einstimmig verabschiedet. Jetzt muss erneut am Europäischen Parlament, im April oder Mai eine Zustimmung erfolgen. Anschließend kann das neue Gesetz dann im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht werden und in Kraft treten.

Die frühestmögliche Zeit, zu der die Verordnung für Betreiber anwendbar werden könnte, ist die zweite Hälfte des Jahres 2024.

Fazit

Der EU AI Act ist ein wichtiger Schritt im Umgang mit KI-Systemen, der die Landschaft der KI-Entwicklung und -Nutzung sowohl innerhalb der Europäischen Union als auch global beeinflussen wird. Indem er sowohl die Förderung von Innovationen als auch den Schutz der individuellen Rechte in den Vordergrund stellt, setzt der Act einen neuen Maßstab für die Regulierung von KI-Technologien.

Die nächsten Jahre werden zeigen, wie effektiv dieser regulatorische Rahmen bei der Gestaltung einer ethischen und sicheren Zukunft der KI ist und vor allem, wie der Rest der Welt darauf reagieren wird. Denn ohne eine Regulierung von KI-Systemen wird es nicht gehen.


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Quellen:

https://digital-strategy.ec.europa.eu/de/policies/european-approach-artificial-intelligence

https://www.cmshs-bloggt.de/rechtsthemen/kuenstliche-intelligenz/ki-verordnung-verbotene-praktiken-und-hochrisiko-ki-systeme

https://flowclass.io/marketing/dangers-of-artificial-intelligence/

https://builtin.com/artificial-intelligence/risks-of-artificial-intelligence

https://hbr.org/sponsored/2021/12/how-organizations-can-mitigate-the-risks-of-ai

https://www.walkme.com/blog/ai-risks/

https://www.heise.de/news/AI-Act-Die-entscheidenden-Huerden-sind-ueberwunden-wie-es-weitergeht-9624568.html