Im aktuellen Schuljahr 2021/22 unterrichte ich das Fach Digitale Grundbildung in der Sekundarstufe 1 an einer Wiener Mittelschule. Was es mit diesem Fach auf sich hat und welche Seiten ich dafür empfehle, erfährst du hier.
Was ist das Fach Digitale Grundbildung?
Digitale Grundbildung ist ein Unterrichtsgegenstand, der als verbindliche Übung im Lehrplan für die Sekundarstufe I im österreichischen Bildungssystem verankert wurde. Der Unterrichtsgegenstand Digitale Grundbildung, den es überhaupt erst seit dem Schuljahr 2018/19 gibt, umfasst Medienkompetenz, Digitale Bildung und politische Bildung. Die Schulen können sich dafür entscheiden, das Fach DG integrativ in allen anderen Unterrichtsfächern, oder als separate Unterrichtsstunde (als Wahlpflichtfach) anzubieten.
Das Fach ist somit dem klassischen Informatikunterricht sehr ähnlich, bezieht sich allerdings weniger auf die technischen Aspekte, sondern ist viel umfassender und zielt darauf ab, die Kinder und Jugendlichen medienkompetent und fit im Umgang mit dem Internet zu machen.
Welche Kompetenzen werden vermittelt?
Im Wesentlichen können die Inhalte des Faches in drei Hauptbereiche zusammengefasst werden:
Digitale Kompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler sollen einen breiten Überblick darüber bekommen, wie sie digitale Werkzeuge (Hard- und Software) im schulischen, (späteren) beruflichen und privaten Umfeld anwenden können.
Medienkompetenz:
Hier steht die Fähigkeit im Vordergrund, Medien zu nutzen, die verschiedenen Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten. Kritisches und kreatives Denken werden als zentrale Aspekte der Medienbildung genannt.
Politische Kompetenzen:
Hier soll den Kindern und Jugendlichen bewusst gemacht werden, dass freie digitale Informations- und Kommunikationsnetze einerseits weitreichende kommunikative, soziale und kreative Möglichkeiten bieten. Andererseits gibt es aber natürlich auch viele Risiken und Gefahren auf die man vorbereitet sein muss.
Was sind die genauen Inhalte?
Unterrichtsmaterial zum Thema Medienbildung zu finden ist nicht einfach. Es gibt zwar schon Schulbücher dazu, aber die sind im Wesentlichen meist sehr textlastig und nur bedingt für den Einsatz in der Sekundarstufe 1 geeignet.
Im Rahmen meiner Internetrecherchen habe ich allerdings einige brauchbare Quellen für Unterrichtsmaterial für die Digitale Grundbildung gefunden (siehe unten). Zum Artikel über die Social-Media-Nutzung von Kindern und Jugendlichen geht es HIER!
Die österreichische Plattform schule.at hat in Zusammenarbeit mit Playmit 26 Kurzvideos zu den Teilbereichen des Lehrplans produziert.
Die Hochschulprofessorin für Mediendidaktik und Medienpädagogik Mag. Dr. Sonja Gabriel von der KPH Wien/Krems (Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien/Krems) erläutert dort in kurzen Sequenzen, welche Inhalte den einzelnen Bereichen zugeordnet werden können.
Gegliedert sind die Videos in 8 Teilbereiche, die dem offiziellen Lehrplan zur Digitalen Grundbildung entsprechen:
1. Gesellschaftliche Aspekte von Medienwandel und Digitalisierung:
Digitalisierung bestimmt mittlerweile unseren Alltag. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, welche Chancen, aber auch Risiken die Digitalisierung birgt, wie z.B. gesundheitliche Probleme (Haltungsschäden, erhöhte Kurzsichtigkeit usw.). Hier wird auch ein Blick auf die geschichtliche Entwicklung der Digitalisierung geworfen.
2. Informations-, Daten- und Medienkompetenz:
Das richtige Suchen und Finden von korrekten und glaubhaften Informationen und Daten im Internet ist, besonders in Zeiten von “Fake News” wichtiger denn je geworden. Diese Daten müssen dann aber auch richtig zitiert und weiterverarbeitet werden. Außerdem ist hierbei auch das Thema Persönlichkeitsrechte (besonders bei Fotos) im Mittelpunkt. Wenn Daten nicht richtig geordnet und verwertet werden, sind sie außerdem nicht wirklich brauchbar. Darum wird in diesem Themenkomplex auch das Thema Datenverwartung und die Erstellung von Ordnungssystemen (z.B. Ordner anlegen am PC) thematisiert.
3. Betriebssysteme und Standard-Anwendungen:
Die Verwendung eines Betriebssystem wie Windows, iOS oder Android ist selbstverständlich. Das Wissen darüber, wie ein Betriebssystem eigentlich genau funktioniert ist es nicht! In diesem Modul steht außerdem die Verwendung von Text- (z.B. Word oder Pages) und Tabellenkalkulationsprogrammen (wie z.B. Excel oder Numbers) im Vordergrund.
4. Mediengestaltung:
Hierbei geht es um die Nutzung, aber auch die Produktion von digitalen Medien wie Texten, Sprachaufnahmen und Videos. Die Erstellung und Verbreitung solcher Medien will gelernt sein und es gibt dabei viele Dinge zu beachten (Musiklizenzen, Bildrechte usw.)
5. Digitale Kommunikation und Social Media:
Soziale Medien und die Möglichkeit, im Internet sowohl Konsument, als auch Produzent (z.B. auf Youtube) zu sein, sind eine Spezialität des Internets. Das Hinterlassen von “digitalen Fußspuren” im Internet und die Möglichkeit kollaborativ an einem Dokument zu arbeiten sind weitere Inhalte dieses Themenblockes.
6. Sicherheit:
Geräte und Inhalte müssen unbedingt gut geschützt werden. In diesem Zusammenhang muss natürlich auch der Schutz der persönlichen Daten und der Privatsphäre beigebracht werden. Der Erkennen und Vorbeugen von Internetkriminalität (Scam, Schneeballsysteme etc.) wird hier ebenfalls theamatisiert.
7. Technische Problemlösung:
Hier steht die Funktionsweise und die technischen Bestandteile eines Computers im Mittelpunkt. Außerdem sollen die Kinder lernen, das richtige Device für ihre Zwecke einzusetzen. Möglich Probleme mit den Geräten sollen beschrieben und wenn möglich auch behoben werden können.
8. Computational Thinking:
Hier steht das Kennenlernen und Arbeiten mit Algorithmen und das Wissen und die kreative Nutzung von Programmiersprachen im Vordergrund.
Aktualisierung: Seit Kurzem gibt es den offiziellen Lehrplan für das neue Fach Digitale Grundbildung. Der Lehrplan kann von der offiziellen Seite der österreichischen Bundesregierung gedownloadet werden!
Fazit:
In Kombination mit dem “klassischen” Informatikunterricht hat das Fach Digitale Grundbildung (als Einzelfach, so wie es an meiner Schule praktiziert wird) das Potenzial unsere SchülerInnen umfassend im Umgang mit digitalen Geräten zu trainieren und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Internet zu erziehen.
Im Laufe von vier Schuljahren (in der Sek. I) bleibt genug Zeit, um die Kinder und Jugendlichen auf einen sicheren und bewussten Umgang mit dem Internet vorzubereiten.
Weiterführende Links zum Thema:
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp/dibi/dgb.html
https://digitale-grundbildung.at
https://moodle.tsn.at/course/view.php?id=22004
https://www.oebv.at/digitale-grundbildung
https://themen.schule.at/themen/lehrplan-digitale-grundbildung
https://www.saferinternet.at/zielgruppen/lehrende/digitale-grundbildung-sek1/