In der weiten Welt des Internets gibt es einen mysteriösen und düsteren Ort, über den viele Gerüchte und Geschichten kursieren – das Darknet. Es wird oft als Hort für kriminelle Aktivitäten dargestellt, von Drogenhandel bis hin zu Morden. Doch was verbirgt sich wirklich hinter diesem geheimnisvollen Teil des Internets? Beleuchten wir das Darknet genauer und trennen wir die Fakten von den Mythen.
Das Darknet im Kontext des Internets
Um das Darknet besser zu verstehen, müssen wir zuerst das gesamte Internet in seine drei Hauptkomponenten aufteilen:
Das Clear Web
Dieser Teil des Internets wird auch noch Surface Web oder Visible Web genannt. Es ist der Teil des World Wide Webs (WWW), den die meisten von uns täglich nutzen und der allgemein zugänglich ist. Hier kaufen wir online ein, chatten mit Freunden und teilen unsere Urlaubsfotos. Wenn wir Suchmaschinen verwenden, Wikipedia befragen, auf Youtube-Videos schauen, Webseiten durchsuchen oder Social Media-Dienste nutzen, dann bewegen wir uns im Clear Web.
Es ist der sichtbare Teil des Internets, den wir mit unseren herkömmlichen Browsern und Suchmaschinen erreichen können. Man findet dort alle Webseiten und Dokumente, die von konventionellen Suchmaschinen (z.B. Google) mithilfe von Webcrawlern erfasst werden können. Obwohl dieser Teil des Internets extrem groß wirkt, macht er nur etwa 4 % des gesamten Internets aus!
Das Deep Web
Das Deep Web ist der größte Teil des WWW (ca. 90 % des Internets), der nicht von herkömmlichen Suchmaschinen indexiert ist. Das heißt, man kann nicht mithilfe von Suchmaschinen dorthin. Es umfasst private Datenbanken, geschützte Websites und andere nicht öffentlich zugängliche Inhalte, wie z.B. Regierungsdokumente, Finanzdaten, medizinische Informationen, wissenschaftliche Dokument und andere passwortgeschützte Daten. Um darauf zugreifen zu können, benötigt man spezielle Zugriffsrechte, wie beispielsweise eine Anmeldung oder ein Passwort. Die Inhalte sind meist auch zahlungspflichtig, aber harmlos. Online-Banking z.B. ist ein gutes Beispiel für eine Deep Web Anwendung.
Während das Deep Web viele legale und legitime Anwendungen hat, beinhaltet es auch das Darknet, wo illegale Aktivitäten wie der Handel mit Drogen oder gestohlenen Daten stattfinden können. Das Deep Web ist komplex und vielschichtig und spielt eine wichtige Rolle in Bereichen wie Datenschutz, Forschung und Zensurumgehung.
Das Darknet
Das Darknet ist ein kleiner Teil des Deep Webs (ca. 6 %). Es ist ein separater Bereich des Internets, der von der öffentlichen Suche und dem Zugriff weitgehend abgeschottet ist. Man benötigt unter anderem Einladungen und Passwörter, um auf die Seiten im Darknet zugreifen zu können.
Das Darknet ist ein Teil des Deep Webs, der bewusst im Verborgenen gehalten wird und etwa 6 % des gesamten Internets einnimmt. Somit ist es sogar etwas größer als, für uns gut bekannte Clear Web! Es ist ein Netzwerk von Websites, die anonymes Surfen ermöglichen und oft für illegale Aktivitäten wie Drogenhandel, Waffenhandel, Cyberkriminalität und andere illegale Geschäfte genutzt werden. Auch Bezahlvorgänge werden dank Kryptowährungen wie Bitcoins komplett anonym abgewickelt.
Die Nutzer des Darknets bleiben häufig anonym und verwenden spezielle Software wie das Tor-Netzwerk, um ihre Identität zu verschleiern. Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alles im Darknet illegal ist, aber es ist bekannt für seine zwielichtigen Aktivitäten und hat die Aufmerksamkeit von Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt erregt.
Was findet man im Darknet?
Für den richtigen Preis bekommt man im Dark Web fast alles. Das Angebot reicht von Kreditkartennummern, Drogen oder Waffen bis hin zu Falschgeld, gestohlenen Banking-Accounts, Zugangsdaten und Social-Media-Profilen oder sogar Software, um in fremde Computer einzubrechen. Auch Hacker bieten ihre Dienste an, um Computer anzugreifen. Auftragskiller anzuheuern oder Menschenhandel zu betreiben ist im Darknet ebenfalls möglich.
So war z.B. die berühmt berüchtigte Silk Road Silk der erste moderne Dark-Web-Marktplatz, wo Nutzer*innen anonym illegale Drogen kaufen konnten. Sie wurde zwar 2013 vom FBI abgeschaltet, allerdings gibt es wieder viele ähnliche “Marktplätze” im Dark Web.
Es ist aber nicht alles im Dark Web illegal. Zum Beispiel kann man auch einem harmlosen Schachklub beitreten oder sich bei BlackBook anmelden, einem sozialen Netzwerk, das sich als “das Facebook des Dark Webs” bezeichnet.
Die Rolle von Tor im Darknet
Tor, kurz für “The Onion Router” (= Der Zwiebel Router), spielt eine entscheidende Rolle im Darknet. Es ist ein Netzwerk, das die Identität der Nutzer durch mehrere verschlüsselte Weiterleitungen zwischen Servern verbirgt. Die Verbindungspunkte kennen jeweils nur den vorherigen und den folgenden Server. Trotz dieser Anonymität ist es wichtig zu beachten, dass eine vollständige Zurückverfolgung nicht ausgeschlossen werden kann.
Der TOR-Browser ist notwendig, um auf das TOR-Netzwerk zugreifen zu können. Er kann hier kostenlos gedownloadet werden. Dank der auf Einfachheit ausgelegten Software ist auch Laien ein schneller Einstieg in das Tor-Netzwerk möglich. Die Standardsuchmaschine im TOR-Browser ist DuckDuckGo, eine spezielle Suchmaschine, die keine Daten ihrer Nutzer*innen sammelt und speichert und grundsätzlich sehr empfehlenswert ist.
Mythen und Realität
Jetzt stellt sich die Frage: Ist das Darknet wirklich nur ein Schmelztiegel für Kriminelle? Die Antwort ist nicht so einfach. Ja, das Darknet wird tatsächlich für illegale Aktivitäten genutzt, darunter der Handel mit illegalen Gütern, der oft mit Kryptowährungen bezahlt wird. Aufgrund der Anonymität ist das Darknet ein Sammelbecken für Kriminelle, und die Verbreitung von Schadsoftware ist hier ein ernstes Risiko.
Aber es gibt auch eine andere Seite des Darknets. Die verschlüsselte Struktur ermöglicht es Journalist*innen, verfolgten Personen und politischen Aktivist*innen, auf zensierte Inhalte zuzugreifen und anonym zu kommunizieren. Journalistische Quellen können unerkannt bleiben, und Whistleblower können ihre Enthüllungen sicher teilen.
Die rechtliche Seite des Darknets
Die Verwendung des Tor-Browsers oder das Bewegen im Darknet allein ist nicht illegal, aber es birgt Sicherheitsrisiken. Das eigentliche Problem entsteht, wenn man illegale Inhalte konsumiert, illegale Waren und Dienstleistungen erwirbt oder verkauft. Hier ähnelt das Darknet der physischen Welt. Was außerhalb des Internets illegal ist, bleibt es auch im Internet, egal ob im Clear Web oder im Darknet.
Fazit
Das Darknet ist zweifellos ein komplexes und kontroverses Thema. Es hat sowohl positive als auch negative Aspekte und kann für verschiedene Zwecke genutzt werden. Während es tatsächlich ein Tummelplatz für Kriminelle ist, bietet es gleichzeitig Schutz und Anonymität für diejenigen, die sie benötigen. Letztendlich liegt es an jedem von uns, verantwortungsbewusst mit den Möglichkeiten und Risiken des Darknets umzugehen und sich seiner realen und virtuellen Umgebung bewusst zu sein.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Darknet
https://www.ionos.at/digitalguide/websites/web-entwicklung/dark-web/