Augmented Reality (AR) hat in den letzten Jahren immer mehr an Popularität gewonnen. Doch was ist Augmented Reality überhaupt und welchen Sinn macht es, diese neue Technologie im Unterricht einzusetzen. Ich bin diesen Fragen hier auf den Grund gegangen.
Begriffsklärung:
Die deutsche Übersetzung von Augmented Reality ist “erweiterte Realität”. Computergenerierte, digitale Objekte und Inhalte werden über das Kamerabild eines Mobilgereäts, eines Smartphones oder eines Tablets, in die reale Umgebung projiziert.
So schwebt zum Beispiel ein Modell der Erde im Klassenzimmer und kann von allen Seiten betrachtet werden. Die AR-App “Pokemón Go” hat bereits 2016 gezeigt, welche Faszination vom Thema Augmented Reality ausgehen kann. Durch “Pokemón Go” wurde AR auch erstmals einer wirklich breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Was noch vor wenigen Jahren nach Science-Fiction und „Holodeck“ geklungen hätte, ist heute mit fast allen gängigen Tablets und Smartphones möglich. AR kommt mittlerweile zunehmend ohne teure Spezialgeräte aus und wird so, auch dank zahlreicher neuer Lernapps, interessant für den Schulunterricht.
AR ist nicht zu verwechseln mit VR (= Virtual Reality), also der virtuellen Realität. Hier wird meist mit Hilfe einer VR-Brille eine komplett virtuelle Umgebung geschaffen. Dafür gibt es eigene (sehr teure) Brillen, in denen die gesamte benötigte Technik verbaut ist, aber auch kostengünstigere Brillen, in die einfach das eigene Handy “eingelegt” werden kann.
Was wird für AR benötigt?
– Smartphones oder Tablets:
Um AR verwenden zu können, benötigt man selbstverständlich die geeignete Hard- und Software. Das iPad ist für Bewegung gemacht und ermöglicht so einfache und natürliche AR-Erlebnisse. Es ist vollgepackt mit fortschrittlichen Technologien wie Beschleunigungssensoren, Bewegungssensoren, leistungsstarken Kameras und einem Betriebssystem, das speziell für AR optimiert wurde. Selbstverständlich eignen sich dafür aber auch andere Tablets und auch Smartphones, die mittlerweile ohnehin fast jedes Kind besitzt.
– AR-Apps oder AR-“Karten”
Mittlerweile bietet der App-Store unzählige AR-Anwendungen, aber nur die wenigsten davon sind wirklich für den Schulgebrauch verwendbar. Die Firma Areeka bietet beispielsweise Kartensets zu den verschiedensten Themen, speziell für Kinder und Jugendliche, an.
Es gibt aber auch bereits Schulbuchverlage, die eigene Schulbücher mit AR-Animationen anbieten. SchülerInnen können in den darauf ausgerichteten Schulbüchern die AR-Einblendungen mittels einer App über Smartphones oder Tablets ansehen.
Mit den Kameras der Geräte bzw. den Kompass- und GPS-Funktionen werden die „Marker“ gescannt, was die Anzeige der digitalen Überlagerung über das Display auslöst. Es gibt allerdings auch AR-Apps, die keine Bilder, also Trigger, in Form von Bildern bzw. Markern benötigen. Bei diesen Apps muss der Bildschirm dann freigegeben werden und das virtuelle Objekt erscheint dann im Raum und kann gedreht und gezoomt werden.
– stabile WLAN-Verbindung:
Um AR-Apps verwenden zu können ist neben einem Endgerät natürlich auch eine stabile WLAN-Verbindung notwendig. Einige AR-Anbieter, wie z.B. Areeka bieten allerdings mittlerweile auch die Möglichkeit an, die benötigten Daten für die Darstellung der AR-Inhalte vorab auf das Endgerät zu laden. Somit können die AR-Inhalte dann auch ohne WLAN betrachtet werden.
Wenn die Schule über einen Breitband-Internetzugang und ein stabiles WLAN verfügt, in das sich die SchülerInnen einloggen können, ist das ideal. Insbesonders dann, wenn alle SchülerInnen gleichzeitig das WLAN beanspruchen, kann das aber oft zu Problemen führen. Der Einsatz von AR im Unterricht ist daher eher nur als Partner- oder Kleingruppenarbeit empfehlenswert. So kann der Datenverkehr möglichst gering gehalten werden.
Welche Vorteile bietet der Einsatz von AR im Unterricht?
Die Vorteile von AR im Unterricht liegen auf der Hand. Zum Einen kann hier das iPad punkten, da es durch seine technische Ausstattung und seine einfache Bedienbarkeit ideal für den AR-Einsatz ist. Besonders in iPad-Klassen mit 1:1 Setting können AR-Anwendungen deshalb jederzeit (relativ) problemlos eingesetzt werden.
AR-Anwendungen können sowohl als Themeneinstieg, als auch als zur Festigung und Wiederholung einsetzt werden. Natürlich steht dabei auch der Überraschungsmoment mit Wow-Effekt im Vordergrund. SchülerInnen heutzutage noch mit etwas zu überraschen oder zu beeindrucken ist nicht so einfach.
Augmented Reality schafft es aber, die Aufmerksamkeit der SchülerInnen zu bekommen. Eine Thematik mithilfe von AR vorzustellen und dadurch “begreifbarer” zu machen, ist für die SchülerInnen immer noch etwas Neues und Interessantes. Dieser andersartige Zugang zu einem Thema erhöht die Motivation der Kinder und weckt ihre Neugier dafür, was es sonst noch alles in der virtuellen Welt zu entdecken gibt.
Lernstoff, den die SchülerInnen sich selbst erarbeiten und erleben, bleibt besser hängen, als Dinge, die nur gehört werden. Dazu kommt, dass Augmented Reality abstrakte und komplexe Zusammenhänge, Modelle und Strukturen durch die vielfältigen Möglichkeiten (Videos, Bilder, 3D-Elemente) besser verständlich machen kann, als ein Text es könnte.
Dieses bessere Verständnis führt auch zu einer gesteigerten Lernleistung. Besonders die Möglichkeit, Dinge dreidimensional abbilden zu können, wäre für viele Fächer eine Bereicherung. In Biologie könnten Organe, in Mathematik geometrische Körper oder in Kunst vergangene Bauwerke gezeigt werden.
Welche Probleme bringt der Einsatz von AR mit sich?
AR wird momentan noch recht selten im Unterricht eingesetzt. Das liegt unter anderem auch daran, dass es nur wenige AR-Anwendungen in deutscher Sprache gibt und noch weniger, die sich für den Einsatz im Unterricht eignen. Doch es tut sich etwas auf jeden Fall etwas in diesem Bereich! Das österreichische Unternehmen Areeka beispielsweise hat es sich zum Ziel gesetzt, AR-Anwendungen speziell für den Einsatz im Unterricht zu entwicklen. Ich habe dazu HIER bereits einen detaillierten Blog-Artikel geschrieben.
Es gibt allerdings noch eine Reihe weiterer Anwendungen, die ich empfehlen kann. Ich habe dazu HIER einen eigenen Artikel verfasst, in dem alle aufgelistet und erklärt werden.
Ein weiteres Problem ist, dass der Wow-Effekt genauso schnell verfliegen kann, wie er gekommen ist. Da die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder immer kürzer wird, kann es schnell passieren, dass die Kinder das Interesse an der AR-Demonstration verlieren. Wie viele andere Möglichkeiten, die die digitale Welt auch für die Schule zu bieten hat, wird AR im Moment noch eher selten im Unterricht eingesetzt.
So wie fast alles, was man im digitalen Unterricht mit Tablets macht, braucht auch das Verwenden von AR-Anwendungen eine gewisse Einarbeitungszeit. Der Umgang mit der neuen Technik muss einfach regelmäßig trainiert werden. Wichtig ist es, jede AR-Anwendung im Vorfeld auf ihre Brauchbarkeit und Nutzerfreundlichkeit zu testen, bevor man sie zum ersten Mal mit den Kindern im Unterricht ausprobiert.
Fazit:
Augmented Reality ist auf jeden Fall ein Zukunftstrend mit sehr viel Potenzial. AR kann, wenn es zielgerichtet und richtig eingesetzt wird, das Interesse der SchülerInnen an einem bestimmten Thema stark erhöhen und der Wow-Effekt und die Freude am iPad-Einsatz sind ebenfalls ein gutes Argument Augmented Reality im Unterricht auszuprobieren.
Von möglichen technischen Problemen darf man sich keinesfalls abhalten lassen. Das Angebot an brauchbaren Anwendungen vergrößert sich ebenfalls ständig.