Das Fediverse dürfte aktuell noch immer den wenigsten ein Begriff sein. Doch es lohnt sich wirklich sehr, einen genaueren Blick darauf zu werfen und es im Auge zu behalten. Was das überhaupt ist und welches Potenzial es hat, erfährst du jetzt!

Was ist das Fediverse?

Der Begriff Fediverse ist ein Kofferwort aus den englischen Wörtern “Federation” und “Universe”. Das Fedivers steht für ein Universum unabhängiger dezentraler Dienste, die sich zusammengeschlossen haben, um Inhalte untereinander auszutauschen. Das Fediverse wurde als ein Gegenmodell zu den „klassischen“ kommerziell betriebenen sozialen Netzwerken, wie z.B. Twitter oder Facebook entworfen. Bei diesen Netzwerken handelt es sich nämlich um geschlossenen Netzwerke. Die Benutzer*innen brauchen für jeden einzelnen Dienst ein eigenes Konto und können sich auch nicht plattformübergreifend untereinander austauschen. (1)

Fediverse
Robert Martinez, CC BY-SA 4.0

Beim Fediverse ist das anders: Dort reicht nämlich nur einziger Account bei einem beliebigen Fediverse-Dienst. Damit kann man dann auch auf alle anderen Dienste des Fediversums zugreifen. Das funktioniert deshalb, weil es sich beim Fediverse um ein gemeinschaftlich betriebenes dezentrales Netzwerk handelt. Im Gegensatz dazu, sind alle bisherigen sozialen Netzwerke zentral organisiert, also unabhängig voneinander.

Woraus besteht das Fediverse?

Das Fediverse ist also ein Netzwerk von unabhängigen Servern, die miteinander kommunizieren und interagieren können. Es wird hauptsächlich von sogenannten “Fediverse-Apps” genutzt, wie zum Beispiel Mastodon, Pleroma, oder Friendica, die es Benutzern ermöglichen, Beiträge zu erstellen und zu lesen, sowie mit anderen Benutzern zu interagieren.

Somit besteht das Fediverse also im Wesentlichen aus Diensten, die ähnliche Aufgaben wie ihre Pendants in den etablierten sozialen Medien ausführen. So gibt es dann auch für (fast) alle bekannten Dienste ein passendes Gegenstück im Fediversum. Hier eine Übersicht der wichtigsten Fediverse-Dienste:

  • Mastodon und Plemora: entsprechen Twitter
  • PeerTube und Funkwhale: entsprechen YouTube
  • Pixelfed: entspricht Instagram
  • Funkwhale entspricht Spotify
  • Diaspora/Hubzilla/Friendica: entsprechen Facebook
  • Libertree: entspricht Pinterest
  • Lemmy: entspricht Reddit
  • Zap: entspricht Whatsapp oder Telegram
Fediverse
Auszug aus den gemeinsamen Protokollen und Plattformen im Fediverse (2022)

Das Fediverse ist ein dezentrales Netzwerk, das nicht von einer zentralen Autorität kontrolliert wird. Es ist ein Beispiel für eine alternative Social-Media-Plattform. (2)

Nach der Twitter-Übernahme durch Elon Musk und den damit verbundenen Veränderungen hatten sich viele ehemalige Twitter-Nutzer*innen von Twitter abgewandt. Zuflucht fanden sie im Fediverse und vor allem bei Mastodon. Die Twitter-Alternative hat seitdem stark steigende Besucherzahlen. Am 27. Januar 2023 betrug die Anzahl der monatlich aktiven Nutzer 1,5 Mio., welche sich auf 9721 laufende Server aufteilen. (3)

Fediverse
Mastodon (die Twitter-Alternative) ist einer der beliebtesten Dienste des Fediversums (Quelle: Adobe Stock)

Wodurch unterscheidet sich das Fediverse?

Das Fediverse unterscheidet sich von traditionellen sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram durch seine Dezentralität und die Verwendung von offenen Standards.

Dezentralität: Im Gegensatz zu traditionellen sozialen Medien, die von einer zentralen Firma betrieben werden, besteht das Fediverse aus vielen unabhängigen Servern, die miteinander kommunizieren. Dadurch ist das Fediverse nicht von der Existenz oder dem Verhalten einer einzelnen Firma abhängig.

Offene Standards: Im Fediverse werden offene Protokolle verwendet, die es ermöglichen, dass verschiedene Server und Anwendungen miteinander kommunizieren können. Dies ermöglicht es Benutzern, unterschiedliche Fediverse-Apps zu verwenden, um mit ihren Freunden und der Community zu interagieren, ohne dass sie ihre Daten auf eine einzelne Plattform beschränken müssen.

Community-orientiert: Das Fediverse ist darauf ausgelegt, dass die Benutzer selbst die Kontrolle über ihre Daten haben und die Möglichkeit haben, sich in Communities zusammenzuschließen, die ihren Interessen entsprechen.

Datenschutz: Da die Daten der Benutzer nicht von einer zentralen Autorität gesammelt werden, gibt es weniger Möglichkeiten für Datenschutzprobleme im Vergleich zu traditionellen sozialen Medien.

keine Werbung: Innerhalb des Fediversums gibt es keine Werbung und somit werden die gesammelten Daten der Nutzer*innen auch nicht für Tracking und personalisierte Werbung verwendet.

Hat das Fediverse eine Zukunft?

Es ist schwierig vorherzusagen, ob das Fediverse eine große Zukunft hat oder nicht. Aufgrund seiner dezentralen Natur und dem Fokus auf Datenschutz und Community-orientierung, hat es das Potenzial, eine Alternative zu traditionellen sozialen Medien darzustellen. Es gibt jedoch auch einige Herausforderungen, die das Wachstum des Fediverse beeinträchtigen könnten.

Eine Herausforderung besteht darin, dass das Fediverse im Vergleich zu traditionellen sozialen Medien weniger benutzerfreundlich sein kann und es für Neueinsteiger schwierig sein kann, sich zurechtzufinden. Außerdem könnte langfristig der Anreiz fehlen, einem neuen sozialen Netzwerk beizutreten, wenn die allermeisten Leute dann doch wieder in den altbewährten Netzwerken bleiben.

Eine weitere Herausforderung ist, dass es für Entwickler schwieriger sein kann, Fediverse-Apps zu erstellen und zu pflegen, da sie sich an offene Standards halten müssen. Eine der größten Asse des Fediversums ist aber zugleich auch eine seiner größten Schwächen: Durch die Dezentralisierung des Fediversums gibt es auch keine Regulierungen aller Art. Und das ist ein Problem, denn so können sich eben auch Gruppen, die z.B. bei Facebook oder Twitter unerwünscht sind im Fediversum breitmachen. Seit Juli 2019 gibt es die Gruppe “Gab” in einer Mastodon-Instanz. Gab ist für ihr rechtsextremes Publikum bekannt und zählt zu der mitgliederstärksten Instanz auf Mastdodon.(4)

Trotzdem gibt es eine wachsende Anzahl von Menschen, die sich für die Verwendung von Fediverse-Apps entscheiden, anstatt traditioneller sozialer Medien. Es bleibt abzuwarten, ob das Fediverse in der Zukunft weiter wächst oder nicht. Außerdem muss die Finanzierungsfrage dafür ebenfalls noch geklärt werden. Denn momentan finanzieren Privatpersonen die Serverkosten mithilfe von Spenden der Community.

Fazit

Das Fediverse ist ein dezentrales Netzwerk von unabhängigen Servern, die miteinander kommunizieren und interagieren können. Es ist somit eigentlich schon genau das, was man als Metaverse bezeichnen könnte. Es wird hauptsächlich von sogenannten “Fediverse-Apps” genutzt, die es Benutzern ermöglichen, Beiträge zu erstellen und zu lesen, sowie mit anderen Benutzern zu interagieren. Es unterscheidet sich von traditionellen sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder Instagram durch seine Dezentralität und die Verwendung von offenen Standards.

Das Fediverse hat das Potenzial, eine Alternative zu traditionellen sozialen Medien darzustellen, da es einen Fokus auf Datenschutz und Community-Orientierung hat, und es ermöglicht Benutzern die Kontrolle über ihre Daten und die Möglichkeit sich in Communities zusammenzuschließen die ihren Interessen entsprechen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen die das Wachstum des Fediverse beeinträchtigen könnten, wie z.B. die Benutzerfreundlichkeit und die Entwicklung von Fediverse-Apps. Insgesamt ist es schwierig vorherzusagen, ob das Fediverse in der Zukunft weiter wächst oder nicht, aber es ist trotzdem wichtig und richtig, dass es existiert!

Quellen:

(1): https://www.heise.de/ratgeber/Fediverse-So-funktioniert-die-Kommunikation-im-dezentralen-Netzwerk-7359644.html

(2): https://www.makeuseof.com/what-is-the-fediverse-and-can-it-decentralize-the-web/

(3): https://de.wikipedia.org/wiki/Mastodon_(Software)

(4): https://verbraucherfenster.hessen.de/digitales-technik/medienkompetenz/das-fediverse-das-bessere-soziale-netzwerk

Weiterführender Link:

https://www.fczb.de/schnellerklaert-fediverse/